Am 6. Februar 2023 erschütterte ein enormes Erdbeben besonders das türkisch-syrische Grenzgebiet, wirkte sich aber auch weit darüber hinaus aus. Die gesamte Lage war lange Zeit unübersichtlich, doch schnell stand, dass es viele tausende Tote und Verletzte gab, weitere Tausende vor dem Nichts standen, da ihr Zuhause zerstört worden war.
Die Evangelische Kirche in Syrien war in die Hilfe involviert und stellte Unterkünfte, Lebensmittel und Decken zur Verfügung. Menschen, die vor dem Erdbeben auf die Straße geflüchtet waren, fanden Unterkunft in den Räumen der Armenisch-Evangelischen Kirche und einer Schule der Evangelischen Kirche. Viele Familien waren unter den Betroffenen, der Schneefall und die eisigen Temperaturen waren eine große Herausforderung, berichtete unser Partner „Gustav Adolf Werk“, welches seit vielen Jahren im engen Austausch mit den dortigen Mitmenschen verbunden ist.
Pfarrer Enno Haaks ist Generalsekretär im Gustav-Adolf-Werk e. V. und sprach mit den Helfenden vor Ort.
Was berichten die Pfarrer dort? Wie helfen die Kirchen?
Ich habe gestern Abend mit Pfarrer Haroutune Selimian von der armenisch-evangelischen Kirche in Aleppo telefoniert. Die Lage ist katastrophal. Die Menschen seien voller Angst zur Kirche gekommen. In der Bethelkirche gibt es ein Medizinzentrum. Dort behandeln sie Verletzte, sammeln und verteilen Essen und Decken. Man versucht auch, Menschen, die ihr Zuhause verloren haben, in Kirchen und Schulen unterzubringen. Selimian sagte mir, sie haben den Krieg überstanden und werden auch das überstehen. Aber sie brauchen Hilfe.
Und in Latakia?
Pfarrer Salam Hanna von der Nationalen Evangelischen Synode in Syrien und Libanon hat mir geschildert, dass sie zwei Erdbeben und zehn Nachbeben gespürt haben. Dazu kommt Regen und kaltes Wetter. Die Situation sei instabil und schrecklich. Auch sie haben Familien in der Kirche aufgenommen und mit Tee und Obst versorgt, da alle Geschäfte geschlossen sind. Joseph Kassab, der Generalsekretär der Nationalen Evangelischen Synode hat uns gemailt, dass ganze Dörfer zerstört wurden. Er schrieb: Von allen Katastrophen, die über uns hereingebrochen sind, ist dies diejenige, auf die wir nicht vorbereitet waren.
Was wird am dringendsten gebraucht?
Die Menschen benötigen Matratzen, Decken und Dieselöl für Strom und Wärme im kalten Winter. Wir schicken erste Hilfsgelder nach Beirut im Libanon. Die große Frage ist derzeit: Wie bekommen wir die Hilfe nach Syrien hinein? Das ist unter den Kriegsbedingungen nicht einfach.
Die Deutsche Kleiderstiftung ist tief betroffen von den Ereignissen. Um die drängendsten Probleme schnell angehen zu können, stellte die Stiftung daher 10.000 Euro als Soforthilfe zur Verfügung. Durch die Unterstützung zahlreicher Spenderinnen und Spender konnten wir gemeinsam den Helfer*innen vor Ort unter die Arme greifen.