Am 6. Februar erschütterte ein enormes Erdbeben besonders das türkisch-syrische Grenzgebiet, wirkte sich aber auch weit darüber hinaus aus. Die gesamte Lage ist noch immer unübersichtlich, doch fest steht, dass es viele tausende Tote und Verletzte gibt, weitere Tausende stehen vor dem Nichts, da ihr Zuhause zerstört ist.
Die Evangelische Kirche in Syrien ist in die Hilfe involviert und stellt Unterkünfte, Lebensmittel und Decken zur Verfügung. Menschen, die vor dem Erdbeben auf die Straße geflüchtet waren, fanden Unterkunft in den Räumen der Armenisch-Evangelischen Kirche und einer Schule der Evangelischen Kirche. Viele Familien sind unter den Betroffenen, der Schneefall und die eisigen Temperaturen sind eine große Herausforderung, berichtet unser Partner „Gustav Adolf Werk“, welches seit vielen Jahren im engen Austausch mit den dortigen Mitmenschen verbunden ist.
Pfarrer Enno Haaks ist Generalsekretär im Gustav-Adolf-Werk e. V. und sprach mit den Helfenden vor Ort.
Was berichten die Pfarrer dort? Wie helfen die Kirchen?
Ich habe gestern Abend mit Pfarrer Haroutune Selimian von der armenisch-evangelischen Kirche in Aleppo telefoniert. Die Lage ist katastrophal. Die Menschen seien voller Angst zur Kirche gekommen. In der Bethelkirche gibt es ein Medizinzentrum. Dort behandeln sie Verletzte, sammeln und verteilen Essen und Decken. Man versucht auch, Menschen, die ihr Zuhause verloren haben, in Kirchen und Schulen unterzubringen. Selimian sagte mir, sie haben den Krieg überstanden und werden auch das überstehen. Aber sie brauchen Hilfe.
Und in Latakia?
Pfarrer Salam Hanna von der Nationalen Evangelischen Synode in Syrien und Libanon hat mir geschildert, dass sie zwei Erdbeben und zehn Nachbeben gespürt haben. Dazu kommt Regen und kaltes Wetter. Die Situation sei instabil und schrecklich. Auch sie haben Familien in der Kirche aufgenommen und mit Tee und Obst versorgt, da alle Geschäfte geschlossen sind. Joseph Kassab, der Generalsekretär der Nationalen Evangelischen Synode hat uns gemailt, dass ganze Dörfer zerstört wurden. Er schrieb: Von allen Katastrophen, die über uns hereingebrochen sind, ist dies diejenige, auf die wir nicht vorbereitet waren.
Was wird am dringendsten gebraucht?
Die Menschen benötigen Matratzen, Decken und Dieselöl für Strom und Wärme im kalten Winter. Wir schicken erste Hilfsgelder nach Beirut im Libanon. Die große Frage ist derzeit: Wie bekommen wir die Hilfe nach Syrien hinein? Das ist unter den Kriegsbedingungen nicht einfach.
Die Deutsche Kleiderstiftung ist tief betroffen von den Ereignissen. Derzeit ist es schwierig, Kleiderspenden in die Türkei und über die Türkei nach Syrien zu bringen. Um die drängendsten Probleme schnell angehen zu können, stellte die Stiftung daher zunächst 10.000 Euro als Soforthilfe zur Verfügung. Gleichzeitig bereitet sie sich darauf vor, gegebenenfalls Hilfstransporte mit Textilien zu bestücken.
Sie können helfen! Unterstützen Sie jetzt unsere Soforthilfe mit Ihrer Geldspende. So können wir gemeinsam den Helfer*innen vor Ort unter die Arme greifen. Es werden noch weitere finanzielle Mittel benötigt.
Packen Sie in den nächsten Tagen ein Paket mit guterhaltener Kleidung und senden Sie es uns. Wir können bei der derzeitigen unübersichtlichen Lage nicht versprechen, dass Ihre Kleidung ins Erdbebengebiet gebracht werden kann. Doch bei der Deutschen Kleiderstiftung ist Ihre Kleidung in guten Händen, hilft entweder direkt in einem unserer internationalen Projekte oder wird zur Finanzierung der Hilfe in unseren Charity-Shops angeboten.
Allein in Aleppo sind 1.300 Todesopfer zu beklagen. Tausende Häuser sind gefährdet. Inzwischen beginnt die Stadtverwaltung die Gebäude in der Stadt zu evaluieren und zu schauen, ob sie einsturzgefährdet sind. Immer mehr Häuser werden geschlossen und als unbewohnbar deklariert. Das sorgt für Schwierigkeiten und ist für die betroffenen Familien schwer zu ertragen. Pfr. Selimian sagte, dass dadurch noch mehr Leute in seine Kirche kommen werden. Dort haben sie Zuflucht und werden versorgt.